Kirche in Geeste-Osterbrock besteht seit 100 Jahren
Vor der Jubiläumskirche St. Isidor in Osterbrock: (v.l) Pfarrer Jürgen Altmeppen, Pastorin Mirjam Valerius, Domkapitular Alfons Stroot, Superintendent Dr. Bernd Brauer, Diakon Ansgar Maul und Pastor Thorsten Jakobs - Foto: Petra Heidemann
Gemeinsam haben die Christen der katholischen Gemeinde St. Isidor und der evangelisch-lutherischen Friedrich-von-Bodelschwingh-Kapelle den Jubiläumsgottesdienst zum 100-jährigen Bestehen des Gotteshauses in Geeste-Osterbrock gefeiert.
Vor 100 Jahren, nach Gründung des Gutes Osterbrock, noch bevor das Dorf im eigentlichen Sinne existierte, wussten Menschen beider Konfessionen die übergeordneten Stellen zu überzeugen eine Kirche zu genehmigen, die beiden Konfessionen offen stehen sollte . Zwar feierte man in den Jahren der Simultankirche (1915 bis 1934) keine gemeinsamen Gottesdienste, sondern diese nacheineinander, aber man interessierte sich für das Glaubensleben der „anderen“ und setzte damit Weg weisend Zeichen.
Das Konzept ist aufgegangen. 100 Jahre später kamen am Sonntag nicht nur die Osterbrocker Kirchenbesucher, sondern auch aus den Nachbargemeinden zusammen. Ein Jahr hatte die Arbeitsgruppe um Pastorin Mirjam Valerius (Bethlehemgemeinde) und Pfarrer Jürgen Altmeppen (Pfarreiengemeinschaft Geeste) den Gottesdienst vorbereitet. Er wurde zelebriert von den beiden Gemeindepastoren zusammen mit dem Osnabrücker Domkapitular und gebürtigen Osterbrocker Alfons Stroot, Superintendent Bernd Brauer (ev.-luth. Kirchenkreis Emsland-Bentheim), Pastor Thorsten Jakobs (ev.-luth. Gemeinden Dalum und Twist) sowie Diakon Ansgar Maul und den Gemeindereferentinnen Sarah Abraham und Annegret Marien.
Musikalisch durchzogen von ökumenischen Gemeindeliedern und den klaren, frischen Chorstimmen des Frauenchores Osterbrock, stand im Mittelpunkt von Liturgie, Predigt und Gebeten der Kerngedanke „Zusammen glauben - feiern - beten“. Auf diesem „gemeinsamen Fundament ökumenischer Freundschaft und Geschwisterlichkeit wolle man Schritte in die Zukunft wagen“, indem man sich zuerst auf das besinne, was verbinde, um sich „dem Auftrag unsres Herrn Jesus Christus zu stellen, eins zu sein“. Dabei gehe es nicht um eintönige Gleichmacherei, sondern um „Einheit in Vielfalt“, die Gottes Geist ermögliche und für die Gott der Garant sei. Christus sei der Schlussstein für die, die im Geist zu einer Wohnung Gottes auf dem Fundament der Apostel würden, so der Lesungstext aus dem Epheserbrief.
Diesen Gedanken griff Stroot in seinem Predigtteil auf, als er von den „drei Kirchen“ seines Lebens sprach, die Familie, in der sein Gottvertrauen eine Basis bekam, das und Heranwachsen in der Gemeindekirche St. Isidor und das Eingebunden-Sein in seinen Heimatort Osterbrock, der ihm eine ganze Kathedrale sei mit dem Sternenhimmel darüber, auch wenn dieser nur ein Pünktchen in der unvorstellbaren Weite des Universums sei.
Bauer griff den Evangeliumstext von der Sturmstillung auf. Hier gehe es um Aufbruch zu neuen Ufern und den Stürmen des Lebens. Wer sich aber der Angst hingebe, vergesse, wer mit ihm Boot sitze. Falscher Aktivismus rudere ins Leere. Die Kirche brauche nicht in erster Linie PR- und wirtschaftliche Berater und den Vollzug fester Riten, wenn immer mehr Menschen von Bord gingen, weil Gott schliefe. Die Jünger im Boot hätten Jesus wach gerüttelt. Es komme nicht darauf an, wem welche Aufgabe im Boot zufalle. Statt sich gegenseitig zu belehren, gehe es darum, gemeinsam anzupacken. Das gelte es zu leben und vorzuleben. Wenn die Welt meine, Gott schlafe, dann habe man noch nicht laut genug nach ihm gerufen, denn „Deine Hand hält mein Heute und mein Morgen“ und „Hebt das Leben aus der Taufe, dass wir sehen, das Gesicht dieser Erde wird neu“, wie der Chor es eindrücklich zu Gehör brachte.
In den Grußworten betonte Bürgermeister Helmut Höke die Tragfähigkeit der Gemeinschaft stiftenden Simultankirche, und Jakobs gab mit auf den Weg: „Die Wellen schlagen hoch in unser Kirchenschiff. Entweder geben wir gemeinsam Zeugnis, oder wir werden gar nichts mehr geben.“
Gelungenes Pfarrfest
Die Kinder der Gebrüder-Grimm-Grundschule führten einen Tanz auf - Foto: Petra Heidemann
Der Regen zum Sommeranfang hat die Gäste des Pfarrfestes in Osterbrock nicht davon abhalten können, ihr ökumenisches Fest mit Hingabe zu feiern.
Das Vorbereitungsteam der beiden veranstaltenden Kirchengemeinden, St. Isidor und die Meppener Bethlehemgemeinde, in Osterbrock hatte ganze Arbeit geleistet. Nach dem Gottesdienst trafen sich viele Gemeindemitglieder vor der Kirche zum Frühschoppen an Grillstand und Getränkestützpunkt, um sich an „von Pastoren begleitendes Trinken“ - so stand es auf den Schürzen von Pastorin Mirjam Valerius und Pfarrer Jürgen Altmeppen - zu laben. Dann wartete ein vielstündiges, abwechslungsreiches Programm für alle Altersgruppen entlang der Festmeile, die die beiden Gotteshäuser St. Isidor und die Kapelle Friedrich von Bodelschwingh verband.
In der Kirche ließ eine Bilderschau die vergangenen 100 Jahre lebendig werden, was bei den Betrachtern Anlass zu angeregten, erinnernden Gesprächen gab. Im Gemeindehaus lockten verführerisch 32 Torten zum Kaffee trinkenden Verweilen. Aber auch Eis war trotz des Wetters ein begehrter Artikel. Es dauerte nicht lange, da bildeten sich überall auf dem Gelände kleine Gruppen, die über das ortseigene Kochbuch fachsimpelten, das sie teilweise gleich mehrfach erworben hatten. An der evangelischen Kapelle fanden nicht nur Tee und Waffeln ihre Liebhaber, sondern auch die längst für die Bethlehemgemeinde berühmten geräucherten Makrelen und Forellen ließen das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Beim Meilenbummel konnte man Preisknobeln, bei der Tennistorwand gewinnen und hochwertige Handarbeiten erwerben. Ein großes Bilderpuzzle wartete darauf, aus 132 nach Vorgabe anzumalenden und dann aufzuklebenden Notizzetteln zu entstehen. Ob das wohl die St.-Isidor-Kirche werden sollte? Die Kinder hatten aber auch Spaß an Geschicklichkeitsangeboten wie Dosenwerfen und Bobbycar-Slalom, allerdings fielen etliche weitere Angebote leider buchstäblich ins Wasser. Die Hüpfburg musste erst einmal in Schräglage gehoben werden, um den „See“ darin ablaufen zu lassen, bevor sie ausgelassen gestürmt werden konnte - wobei sie dann zum Amüsement aller fast zusammenbrach.
Reger Lose-Verkauf im Getümmel weckte entsprechende Neugier, immerhin waren im noch verschlossenen Keller der alten Pfarrei 400 Preise liebevoll und sorgfältig aufgebaut worden. Die Kinder der Gebrüder-Grimm-Grundschule zeigten, was sie tänzerisch drauf hatten, und der Kinderchor St. Isidor schaffte es mit seinen fröhlichen Liedern und witzigen Beiträgen tatsächlich, ein paar vorsichtige Sonnenstrahlen hervorzulocken, wie es Pastorin Valerius in ihrer Ankündigung vorauszusagen gewagt hatte. Nach dem „Gummibärenlied“ regnete es dafür zur Überraschung der Zuhörer Gummibärchentüten.
Bevor ein Männertrio den musikalischen Ausklang übernahm, zog der Dalumer Gospelchor mit seinen schwungvollen Beiträgen die Ohren und Blicke aller auf sich, die am Konzert-Pavillon noch einmal zahlreich zusammengeströmt waren. „Zusammen glauben - feiern - beten“ - dieser Grundgedanke des Gottesdienstes am Vormittag wurde auch hier sichtbar und spürbar gelebt.
Petra Heidemann, Quelle: Meppener Tagespost
Fotos: Petra Heidemann