Podiumsdiskussion - Organspende geht alle an
Kaum ein Thema wird so kontrovers diskutiert wie die Möglichkeit der Organspende. Zu diesem Thema hat jetzt die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) Dalum im Dalumer Haus Emmaus eine abendliche Info-Veranstaltung mit anschließender Diskussion organisiert
Dabei war der Tenor eindeutig: eine Organspende bedeutet für Menschen, die auf ein Organ warten, die Rettung und ethische Gründe, die gegen die Organspende sprächen, gibt es nicht.
Heidi Foppen aus Meppen zählt zu den Betroffenen und lebt schon seit Jahren mit einer implantierten Leber. Indem sie ihre Erfahrungen und ihre Lebenssituation schilderte, bot sie sogleich einen bewegenden Auftakt. Ohne Spenderleber wäre die heute 51-Jährige schon mit 44 Jahren verstorben. „Durch eine unbekannte Ursache ist meine Leber zerstört worden. Die Transplantation war für mich überlebenswichtig. Das Leben ist ein Geschenk, und für mich ist das jetzt ein zweites Leben“, so die Meppenerin. Klar, dass sie auf Alkohol verzichten und Medikamente einnehmen muss, aber nach allen Widrigkeiten, die sie bis zur Transplantation durchleben musste, verliefen Operation und Reha problemlos. Und heute lebt die agile Emsländerin ihr Leben voller Freude.
Aus fachlicher Sicht erläuterte Sebastian Bork aus dem Ärztezentrum Biene grundlegende Aspekte der Organspende und beantwortete anschließend etliche Fragen der Zuhörer.
„Eine Organspende kommt“, so der Arzt, „ohnehin nur dann in Betracht, wenn jemand in der Intensivstation stirbt und auch wirklich hirntot ist. Das muss dann auch von voneinander unabhängigen Fachärzten festgestellt werden. Auch wenn Sie einen Spenderausweis haben, ist die Wahrscheinlichkeit, Organempfänger statt -spender zu werden, deutlich größer.“ Problematisch sei die im Vergleich zu Ländern wie Spanien oder Österreich geringe Spendenbereitschaft hierzulande: „In Spanien haben Sie Wartezeiten von null bis zu einem Jahr. Bei uns sind es sieben Jahre.“
Lange Wartezeiten
Dass derart lange Wartezeiten für Betroffene tödlich sein können, stehe außer Frage. „In Spanien und Österreich müssen Sie nicht ausdrücklich zustimmen, sondern die Zustimmung wird vorausgesetzt, sodass Sie sich äußern müssen, um eine Spende auszuschließen und nicht umgekehrt.“
Pfarrer Jürgen Altmeppen von der katholischen Pfarreiengemeinschaft Geeste erläuterte ergänzend, dass in Sachen Organspende auch seitens der Moraltheologie keine Bedenken bestünden. „Der nachgewiesene Hirntod ist auch von der Kirche akzeptiert. Es spricht für uns nichts gegen eine Organspende. Im Gegenteil. Sie bietet für viele die Chance auf ein zweites Leben“, betonte der Theologe.
Auch wenn mit Transplantationen Leben gerettet werden können, sei die Spendenbereitschaft in Deutschland nach wie vor zu gering. „Wenn Angehörige gefragt werden, lehnen 60% eine Organspende ab“, fügte Bork hinzu.
Mit einer sehr direkten Frage dürfte schließlich eine Dame ein Anliegen vieler Menschen berührt haben. „Werden die Verstorbenen nach einer Spende denn wieder zusammengenäht?“, wollte sie wissen. „Ja, werden sie“, antwortete Bork und erläuterte weiter: „Das ist nicht anders bei Obduktionen. Nach dem Eingriff werden die Schnitte wieder vernäht, sodass der Tote auch offen im Sarg aufgebahrt werden kann.“
Heidi Foppen plädierte für die Organspende und dafür, den Spenderausweis zu verwenden. Für Menschen, die etwa wegen defekter Nieren von der Dialyse abhängig sind oder die wissen, dass sie ohne Transplantation nicht überleben können, sei es ein Segen, wenn sie ein Spenderorgan bekämen.